Leuchtturmprojekt der Stadt Hofgeismar zur Anlage „Mehrjähriger Blühflächen auf dem Acker“
Am Wanderweg Nr. 4 im Naturpark Reinhardswald „Hofgeismar-Kelze“ liegt eine ca. 4 Hektar große Fläche, auf der es seit ca. 6 Jahren summt und brummt. Sie ist in mehrere unterschiedliche Blühflächenfelder aufgeteilt. Die Fläche wird durch die gemeinsame Initiative von Kooperationspartnern bestehend aus Mitgliedern von Stadtverwaltung, Unterer Naturschutzbehörde, Landwirtschaftsamt, Imkerverein, Naturpark Reinhardswald, Regionalen Bauernverband und Landwirten gestaltet und zielt auf eine nachhaltige Förderung der biologischen Vielfalt ab.
Neben der Wirkung von „Mehrjährigen Blühflächen“ auf die Artenvielfalt in Flora und Fauna sollen aus diesen Flächen auch wertvolle Erkenntnisse hinsichtlich der Anlage und Bewirtschaftung solcher Blühflächen gewonnen werden. „Wir lernen anhand der verschieden ausgestalteten Blühflächen eine Menge dazu und geben das an unsere Landwirte weiter,“ sagt Jürgen Düster, Fachdienstleiter Landschaftspflege beim Landwirtschaftsamt. „Außerdem wollen wir die Öffentlichkeit darüber aufklären, dass „Mehrjährige Blühflächen“ nicht immer optisch ansprechend aussehen müssen und doch ihre hohe ökologische Wirkung entfalten können,“ ergänzt er.
Mit Freude wurde kürzlich bei einem Treffen vor Ort festgestellt, dass auf allen nebeneinander angeordneten Blühflächenfeldern dieser vier Hektar großen Fläche Disteln oder andere „unerwünschte“ Pflanzen bzw. Problemunkräuter kaum bis gar nicht sichtbar sind. Die Flächen haben sich für Insekten hervorragend entwickelt. Jede Blühfläche hat dabei ihre Besonderheiten.
„Die östliche Blühfläche wurde Anfang Juni mit der mehrjährigen Blühmischung „Hessen HALM 2“ neu ausgesät,“ berichtet Timo Hofmeyer, der die Flächen im Auftrag der Stadt nach den Vorgaben der Kooperationspartner bewirtschaftet. „Die Fläche hat sich nach anfänglichen Verzögerungen gut entwickelt und wird von den Insekten sehr gut angenommen. Gleiches gilt für die Blühfläche am westlichen Rand.“
Im Zentrum der vier Hektar großen Fläche befinden sich die bereits vor mehreren Jahren ausgesäten Blühflächen, die optisch ein völlig anderes Bild abgeben und eine andere Struktur vorweisen. Besonders fällt aufgrund ihrer starken Dominanz hier die bis zu 2 Meter hohe „Wilde Karde“ ins Auge. Die Wilde Karde ist eine Pflanzenart, die zur Unterfamilie der Kardengewächse (Dipsacoideae) gehört. Der Name kommt aus dem griechischen dipsa für Durst. Nach Regen sammelt sich in den Trichtern der Stängelblätter das Wasser, das Vögel oder auch Wanderer trinken können. Anscheinend sind die Standortbedingungen auf dieser Fläche optimal für die „Wilde Karde“. Sie hat sich in den beiden letzten Jahren dort exponentiell entwickelt.
Die Kooperationspartner einigen sich darauf, die Blühflächen mit sechs Jahren Standzeit im nächsten Frühjahr neu auszusäen, da sie inzwischen in hohem Maße nicht nur ihren optischen Reiz, sondern auch ihr ökologisches Potenzial verlieren. Außerdem wird angeregt, die vor Jahren angelegten und inzwischen überwucherten Schwarzbrachestreifen zur Förderung der Feldlerche (Landebahnen) und des Rebhuhns (Fläche zum Ausführen der Jungen, Hudern/Staubbaden) demnächst wieder völlig freizustellen und zukünftig wieder in gewissen Zeitabständen zu pflegen.
Das vom Landkreis geförderte Monitoring vom Büro Bioplan für das Blühflächenprojekt läuft seit 2020. Die bisherigen Ergebnisse/Berichte sind unter: https://www.hofgeismar.de/wirtschaft-bauen/umwelt für jedermann abrufbar. In diesen wird die Entwicklung der Flächen im Zusammenspiel mit der Inanspruchnahme durch Insekten verdeutlicht. Laut Frau Claudia Friedrich, Stadt Hofgeismar, wird der diesjährige Zwischenbericht Anfang November zur Verfügung stehen.
Eine Informationstafel an der Blühfläche, die auf einer Steingruppe installiert wurde, informiert über das Projekt. Die Tafel wurde mit einem QR-Code ausgestattet, der mit der Homepage der Stadt verbunden Informationen zur Blühfläche vermittelt. Eine Sitzgruppe lädt Wanderer und Besucher zum Verweilen ein.
Der Naturpark Reinhardswald hat an der Blühfläche ein Insektenhotel errichtet und Frau Greipel plant in Kooperation mit Fachkundigen Angebote für Interessierte zu organisieren. Die Artenschutzbeauftragte des Landkreises Kassel, Frau Dr. Julia Rosa-Schleich, will die Blühflächen in ihr Konzept zur Umweltpädagogik einbeziehen.