Töpferei des Reinhardswalds
Rund um den Reinhardswald gibt es eine Anzahl von Dörfern mit altbezeugter Töpferei. Dank der guten Voraussetzungen (günstige Materialbeschaffenheit der Rohstoffe und Absatzlage) wurde zum Beispiel am Ahlberg, in Bodenfelde, Gottsbüren und Reinersen bereits im Mittelalter Irdenware für den täglichen Bedarf hergestellt. Während des 18. und 19. Jahrhunderts lassen sich um den Reinhardswald immerhin 13 Töpferorte nachweisen.
Das Alltagsgeschirr und die Gefäße für die Hauswirtschaft - etwa zur Vorratshaltung oder für die Milchverarbeitung - wurde in großen Mengen und für wenig Geld getöpfert und auf der Straße vor dem Haus verkauft. Das Einkommen der Töpfer blieb gering, und ohne die dazugehörige Landwirtschaft ging es in der Regel nicht. Nur gelegentlich gab es einen Mehrverdienst für den Töpfer, wenn ein Kunde zu seiner Hochzeit oder zu sonstigen Ausnahmeanlässen »gute Ware« als Geschenk mit Erinnerungswert bestellte.
Diese farbige oft reich bemalte und mit allerlei Stempelmustern verzierte gute Ware hatte ihre Vorbilder in der Marburger und Thüringer »aufgelegten« Irdenware gefunden, die sich seit dem 18. Jahrhundert überall bei der Bevölkerung großer Beliebtheit erfreute.
Die Töpfer des Reinhardswaldes, insbesondere die Werkstätten Hubert am Ahlberg, Sibert in Hombressen, Reitz in Schöneberg, Dölle in Udenhausen und Fenner in Immenhausen entwickelten daraus eine charakteristische Ware, die sich von der mittelhessischen und der Werratöpferei löste, so dass man vom Reinhardswald als einer eigenständigen Töpferlandschaft sprechen darf. Obwohl noch in einigen Dörfern bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts getöpfert wurde, hat sich leider nur sehr wenig von den Erzeugnissen der Reinhardswaldtöpferei erhalten. Man sollte daher kein Gefäß aus dieser Überlieferung für zu geringwertig halten.