29.09.2014 Neuerwerbung Totenzug der Cixi

Der Totenzug der Cixi

Eine wirklich außergewöhnliche Ergänzung erfuhr die im Hofgeismarer Stadtmuseum zur Zeit gezeigte Ausstellung über das „alte China“. Aus dem Nachlass der schwedischen Missionarin Ida Söderberg, die vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die späten 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts in China tätig war, stammt - neben anderen Figuren und einer Puppe - der „Totenzug der Kaiserin Cixi“.

Diese Cixi (1835 - 1908) war einst die mächtigste Frau, die je auf dem chinesischen Kaiserthron saß. Ihr Aufstieg von einer kaiserlichen Nebenfrau niederen Ranges zur Kaiserinwitwe und auch ihre undurchsichtige Rolle in den Kriegen um die vorige Jahrhundertwende (Krieg Chinas gegen Japan; Boxeraufstand) haben das Interesse an dieser Figur der Geschichte enorm gesteigert. Zwei großformatige Porträts in der Hofgeismarer Ausstellung zeigen eine stolze, etwas verbissene, aber zweifellos energische Frau.

Diese Cixi starb am 19. November 1908 - nur einen Tag nach ihrem Neffen, dem amtierenden Kaiser Guangxu - an einer schweren Grippe. Ihr zu Ehren wurde zum letzten Mal in der jahrtausendelangen chinesischen Kaisergeschichte das große, ein Jahr dauernde Trauerzeremoniell veranstaltet. Der einbalsamierte Körper wurde überreich mit ausgewählten Grabbeigaben versehen (Gold, Silber, Edelsteine, ein einzigartiges Diamantarmband), damit die Tote im Jenseits keine Not litte.

Die tote Cixi wurde zunächst ein Jahr lang in ihrem mit vielen roten Lackschichten überzogenen, kastenartigen Sarg in der „Verbotenen Stadt“ (in Peking) aufgebahrt, dann aber - und das stellen die zahlreichen Figürchen im Stadtmuseum dar - in einem Vier-Tage-Zug von Trägern in ihr 130 km westlich von Peking gelegenes Mausoleum überführt.

Viel besser als jedes Foto erlauben jetzt die fast 100 Figuren des Trauerzugs eine Vorstellung von jenem Ereignis, bei dem in einem gewissen Sinn auch das chinesische Kaiserreich zu Grabe getragen wurde.

Der von Cixi schon zu Lebzeiten mit Gold, Silber und Edelsteinen angefüllte Schrein wurde auch nach Ende des Kaiserreichs weiter bewacht, aber 1928 zerstörten nationalchinesische Truppen die Mausoleen verschiedener Kaiser und beraubten auch das reiche Grab der Kaiserinwitwe Cixi.

(ur)

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