Stadtmuseum
Das Stadtmuseum Hofgeismar - 1938 als Städtische Sammlungen für Heimatkunde, kurz "Heimatmuseum", gegründet - ist das älteste unter den Museen des Landkreises Kassel. 1986 hat es in einem viergliedrigen, stadt- und baugeschichtlich höchst interessanten Gebäudekomplex am Petriplatz eine attraktive Heimat gefunden.
Die zwischen ca. 1500 und 1820/40 errichteten ehemaligen Stall-, Scheunen- und Wohngebäude beherbergen insgesamt 15 thematisch verschiedene Ausstellungen, die jedoch unter bestimmten übergeordneten Gesichtspunkten verklammert, "vernetzt" sind. Das reiche Schauangebot ist das Ergebnis sowohl intensiven eigenen Sammelns wie der Absprache mit den Nachbarmuseen des Landkreises Kassel zur Vermeidung thematischer Überschneidungen.
Den 1986 zunächst bezogenen Sandstein- und Fachwerkbau betritt man durch ein großzügiges, fast immer für Sonderausstellungen genutztes Foyer.
Das Stadtmuseum Hofgeismar ist Forschungsstätte für den bedeutenden "Düsseldorfer" Maler Theodor Rocholl (1854-1933), dem ausgebildeten "Schlachten-" und späteren herausragenden Pferde- und Landschaftsmaler, und besitzt ca. 650 Originale, die in wechselnden, themenbezogenen Sonderausstellungen gezeigt werden.
Schwerpunktmäßig widmet sich das Stadtmuseum der Erforschung und Darstellung der Geschichte der Keramik in der Region. So kann man z. B. die Ausstellungen zur Ur- und Frühgeschichte, zum Mittelalter oder zu den dörflichen Töpfereien unter diesem Gesichtspunkt durchwandern. Außerdem wird das dem Museum 1986 zugefallene Legat der 800 Objekte umfassenden Selbstdokumentation des international bekannten Fuldataler Keramikers Rolf Weber (1907-1985) gezeigt.
Das Obergeschoss des ersten Gebäudekomplexes greift wichtige stadtgeschichtliche Aspekte auf (Burg Schöneberg, Schloss und Gestüt Beberbeck). Hervorhebenswert sind jedoch die Ausstellungen der zu der in 1994/95 zu Ende gegangenen, mehr als 750jährigen Geschichte Hofgeismar als Garnisonstadt und die Darstellungen zur Geschichte der Hugenotten und Waldenser.
Letztere Sammlung ist die materialreichste des Museums überhaupt. Die Ausstellung erfasst anhand ausschließlich originaler Objekte die Entwicklung von den Anfängen der Reformation in Frankreich über die Religionskriege und die Verfolgungen zu der Ansiedlung hugenottischer Flüchtlinge und waldensischer Vertriebener in Hessen-Kassel, Dänemark und Brandenburg-Preußen. Am Beispiel der Kelzer "Mayence" wird lebendiges hugenottisches Brauchtum in einem der vier von französischen Siedlern gegründeten acht Hofgeismarer Stadtteile gezeigt. Weltweit eine Besonderheit ist die fast 200 verschiedene Ausgaben umfassende Sammlung französisch-reformierter Bibelausgaben aus fünf Jahrhunderten.
Das um das Thema "Minderheiten" bemühte Stadtmuseum (Förderpreis des Hessischen Kulturpreises 1991) eröffnete 1990 mit der "Jüdischen Kultur in Nordhessen" eine wichtige Schwerpunktabteilung, welche die Geschichte der jüdischen Gemeinden um Kassel, ihren Aufstieg, ihr religiöses Leben (z. T. mit Hilfe von sog. Inszenierungen) und ihre Vernichtung darstellt. Sozial- und religionsgeschichtliche Aspekte werden ebenso berücksichtigt wie kommunalpolitische und städtebauliche Fragen.
Bibliothek und Archiv der Abteilung (einer von neun derartigen Räumen des Museums) mit rd. 2000 Bänden Judaica-Literatur sind integriert und jederzeit für die Forschung nutzbar.
Das Mittelgeschoss des spätklassizistischen Haupthauses hat Raum für die stadtgeschichtlich orientierten Sammlungen zur Zunft- und Wirtschaftsgeschichte (mit den ältesten originalen Zunftbelegen der Region), zum Vereinswesen (Silber Hirsch von 1652) und besonders zum "Bad Hofgeismar", dessen Entwicklung nach 1639 bis zu seinem Untergang 1866 umfänglich durch interessante Objekte und ein 220 x 300 cm-Großmodell dokumentiert ist. "Bedeutenden Hofgeismarer Bürger" sind im Erdgeschoss mehrere Räume gewidmet; unter diesen Wilhelm Hugues (1905-1971) herausgehoben, dessen unberührten bildhauerischen und graphischen Nachlass das Museum 1986 erwerben konnte.
Im Dachgeschoss finden Sie die Abteilung "Biologie/Hofgeismarer Biotope" und im Keller "Geologie der Region".
Das Stadtmuseum bietet beständig bis zu vier Sonderausstellungen zu verschiedenen Themen.
Unseren Besuchern stehen Ruheräume, Leseecken, Vortrags- und Klassenräume, thematisch spezialisierte Bibliotheken und Archive zur Verfügung; ein Bücherstand hält die regionalgeschichtlich wichtige Literatur, aber auch antiquarische Bände und Graphik bereit.